Besuch der Holcim-Info-Veranstaltung zu CCS und Zementherstellung - BUND-Steinburg

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Besuch der Holcim-Info-Veranstaltung zu CCS und Zementherstellung

Aktivitäten
Mareikes Bericht

17. 11. 2025 - Zu Dritt besuchten wir den fünften Bürgerdialog des Zementherstellers Holcim in Lägerdorf. Eine insgesamt sehr gut besuchte Veranstaltung, auf der die Firma erneut für eine Akzeptanz ihres neuen Verfahrens zur CO2 Abscheidung beim Bau des Ofen 12 warb. Holcim will das erste "klimaneutrale Zementwerk" bauen, und hat dafür EU Fördermittel bekommen. Momentan werden bis zu 1 Million Tonnen CO2 jährlich emitiert. Alle Versuche, diese Emissionen zu senken, kann man nur begrüßen. Leider bleibt die Firma an den alten Dinosauriermodellen hängen.

Im Vortrag wurde zuerst über die Flächenentwicklung des Geländes "Moorstücken" gesprochen. Hier laufen bereits die Beteiligungsverfahren (Lothar hat eine Stellungnahme verfasst). 166 ha werden Schritt für Schritt in den kommenden 100 Jahren für die Gewinnung von Kreide abgebaut. Lägerdorf wird dann in einer Insellage sein zwischen den Kreidegewässern. Solange der alte Moorkanal mit der traumhaften Moorlandschaft besteht, sollte unsere Kreisgruppe dort noch eine Wanderung unternehmen.

Um die 350 Arbeitsplätze in Lägerdorf zu erhalten (es wird sehr viel ausgebildet im Betrieb; das ist sehr zu begrüßen) und der Emmisionshandel mit Zertifikaten der EU langsam ausläuft, sieht die Werksleitung keine andere Möglichkeit als den neuen Ofen 12 mit der CO2 Abscheidung. Diese ist sehr energieaufwändig, mindestens das Vierfache des bisher benötigten Stroms, so dass extra eine 110 kW-Stromleitung (unterirdisch) von Itzehoe aus verlegt werden muss. Und es wird viel Wasser benötigt, woher, wurde nicht thematisiert. Dafür will Holcim mit entsprechenden Zuschüssen, EU-Subventionen, also letztlich Steuergeldern,  viel Entwicklungsarbeit, Zeit und Geld investieren. (Ob technische Alternativen geprüft wurden, z.B. Beton-Recyclingverfahren ist mir nicht bekannt.)  Das abgeschiedene CO2 soll durch eine 28 km lange Pipeline am Südrand der Münsterdorfer Geestinsel entlang und durch die Wilster Marsch nach Brunsbüttel geleitet werden. (Beteiligungsverfahren kommen noch).
Dort soll die ansässige Chemieindustrie, z.B. "Covestro"  das CO2 verarbeiten. Allerdings ist die Technik noch nicht soweit, so dass vorerst das CO2 im CCS Verfahren unter die Nordsee verpresst werden soll, nachdem das soeben beschlossene Gesetz auch vom Bundesrat genehmigt worden ist. In der Ostsee gibt es keine geeignete Flächen und auch in der Nordsee sind sie im deutschen Hoheitsgebiet rar. Denn es gibt ja schon viele alte Bohrlöcher und die Offshore Windkraft-Anlagen. Also wird ein Großteil des CO2, das ja auch aus den neu zu bauenden Gaskraftwerken kommen wird, vor allem nach Norwegen exportiert.  

Prof. Dr. Wallmann vom Geomar Helmholtz Zentrum Kiel erläuterte die doch sehr brisanten Schwierigkeiten, die mit den geologischen Untersuchungen und der Verpressung einhergehen. Zum einen ist es mit viel Lärm verbunden, was die Schweinswale und natürlich auch andere Meeresbewohner in Mitleidenschaft zieht. Dann gibt es die Gefahr von Erdbeben und Erhebungen des Meeresbodens, was nicht gut für die Off-Shore-Windräder sein könnte. Und die Gefahr der Leckagen (übrigens auch aus der Pipeline), die am Meeresgrund zum Absterben der gesamten Bodenorganismen führen würde.

Für mich wurden diese Probleme vom Wissenschaftler kleingeredet ("alles zu bewältigen") und beschönigend dargestellt. Denn die technischen Schwierigkeiten sind enorm, es ist eine neue Technologie mit vielen Sicherheitsrisiken und unbekannten Langzeitfolgen. Der BUND hat eine klar ablehnende Haltung zum CCS. Auch der hohe finanzielle Aufwand und der Energieverbrauch sind zu kritisieren. Die Kostendarstellung war auch intransparent. Angeblich bezahlt Holcim die (sehr teure??) Pipeline, deren Kosten sie noch gar nicht abschätzen können. Da wären weitere Informationen wichtig.

Nach meinem Eindruck ist das Ganze eine Scheinlösung. Solange man nicht über alternative Techniken und Baustoffe nachdenkt und forscht, wird hier eine Infrastruktur geschaffen, die die Erzeugung von CO2 sogar fördert, wenn das Netzwerk erstmal da ist. Und die Kreide ist, wie alle Rohstoffe, endlich. Man muss doch Alternativen suchen. Im öffentlichen Bewusstsein und in der Berichterstattung fehlt das bisher.

Gruß  Mareike                                                  Home
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